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09.03.2018 - DAY 14

Heute war der Tag vor dem großen Tag meines Sohnes. Morgen wird er endgültig volljährig, auch für amerikanische Verhältnisse. Ab morgen darf er offiziell in den USA Bier trinken, ein Mietauto mieten, in allen Hotels ohne „Erwachsenen“ einchecken und vor allem ein NBA Spiel live sehen, aber das hat nichts mit dem Alter zu tun. Meine Vorfreude auf das Überreichen des Geschenks war riesengroß. Hatten wir doch den gesamten Urlaub über immer wieder im Fernsehen NBA geschaut und nun stand dieses Erlebnis live bevor. Ich hätte am liebsten heute schon Bescherung gemacht.
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Trotz all dieser Vorfreude auf den Geburtstag und das Feiern dieses Ereignisses in Las Vegas heute Abend, hatten wir bis dahin noch einen Tag zum Verbringen. In der Umgebung von St. George sollte dies aber kein Problem darstellen. Hier gibt es genügend Ziele zum Ansteuern. Wir mussten uns nur etwas aussuchen. Wir entschieden unseren Chevy nochmals ein wenig ins Hinterland zu treiben. Mein ältester war noch nie in Little Finland. Das musste geändert werden. Deshalb verließen wir in Mesquites die I15.
 
Mesquite war im Oktober letzten Jahres zu unbeabsichtigter Berühmtheit gelangt. Der Todesschütze von Las Vegas, der am 01.Oktober 2017 vom Hotelzimmer aus in die Menschenmasse eines Countrykonzerts in Las Vegas mit Schnellschußfeuerwaffen schoss, wohnte hier. Mehr als 59 Tote und über 500 Verletzten war die Folge. Eine Wahnsinnstat, die man nicht begreifen kann und für die es keine Erklärung gibt. Auch die Nachbarn des Todesschützen waren fassungslos. Wer traut schon seinem Nachbarn eine solche Tat zu. Also ich wüsste keinen.
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Der Weg nach Little Finland führt einen zunächst zum Whitney Pocket, eine Felsformation aus Sandstein. Hier könnte man auch ein wenig rumstöbern und nach lohnenden Zielen suchen, die man auch bestimmt finden würde. Wir aber wollen hinein in die Pampa.
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Am Abzweig zum Mud Wash biegen wir rechts ab. Bisher bin ich immer auf dem Weg zu Little Finland bis zum Abzweig Devils Throat gefahren, heute sind wir einfach einmal mutig und fahren durch den Wash. Bisher hatte ich nirgends gelesen dies wäre nicht möglich. Ich habe allerdings auch nirgends gelesen es wäre, insofern wird heute einer auf Abenteuerer gemacht. Keine Angst um uns, der Weg durch den Wash ist sogar leichter und einfacher zu fahren, als über Devils Throat, weil einfach weniger Steine auf dem Weg liegen und im Sand fühlt sich unser Chevy richtig wohl.
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Wir lassen wieder am Corral unser Auto stehen und laufen die paar hundert Meter hinüber zu der Little Finland genannten Steinformation. Jetzt bin ich bereits zum vierten Mal hierher gefahren und wandere durch das Gebiet. Natürlich sieht man immer wieder die gleichen Formationen, aber man findet auch jedes Mal wieder etwas neues.
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Übergang vom Mud Wash zum Devils Fire, besser bekannt unter dem Namen Little Finland

Das auch Devils Fire genannte Gebiet, beherbergt unendliche viele Steinformationen und man hat das Gefühl, es werden täglich mehr bzw. andere. Die Formationen sind hier aber auch sehr fragil und bei einigen getraut man sich nicht einmal scharf hinzuschauen, um sie nicht zu zerstören. Es ist gut, dieses Gebiet so weit ab von jeder Zivilisation zu haben, ansonsten würden wahrscheinlich zu viele Menschen hierher kommen und alles zerstören. In meiner kleinen Welt ist es eher so, dass diejenigen, die den Weg hierher auf sich nehmen, auf alle Fälle Naturliebhaber sind und aufpassen werden. Vielleicht ist dieser Gedanke auch naiv, aber er beruhigt mich. Ansonsten müsste man das Gebiet ja absperren und das wäre dann wieder schade für Touristen wie mich. Man kann ja auch nicht für alles ein Permitsystem einrichten wie man dies z.B. bei der Wave getan hat. Dort wäre bestimmt in der Zwischenzeit das besondere verloren gegangen. Selbst die max. 20 Menschen die dort pro Tag hinein dürfen, hinterlassen ihre Fußspuren auf dem Sandstein. Was würden wohl hunderte erst hinterlassen.
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Auf dem Weg zurück verlassen wir dann aber den Mud Wash rechtzeitig um doch noch einen Blick in Devils Throat zu werfen. Schließlich haben wir einen angehenden Geophysiker bei uns und der interessiert sich für Steine und Löcher. Mittlerweile hat man die Absperrung des Loches, mehr ist Devils Throat auch nicht, stark vergrößert. Über den Zaun darf man nicht klettern, wäre auch lebensgefährlich oder wird zumindest als Grund angegeben. Der alte Zaun ging fast bis zum Rand des Loches. Dort war aber ein Stück des Randes abgebrochen, wie man erkennen kann und deswegen hat man wohl nachgebessert. Allerdings lohnt sich das herfahren jetzt überhaupt nicht mehr. Konnte man früher wenigstens noch einen Blick in die Tiefe des Loches werfen, so sieht man jetzt aufgrund des Abstandes des neuen Zaunes zum Loch nur den Rand. Wie tief es wirklich hinuntergeht muss man erraten. 

früher waren es einfach nur Steine, jetzt sind es für unseren Geophysiker interessante Steine

Macht nichts, wir wollten sowieso nach Las Vegas. Nach meinen Berechnungen wird mein Sohn um 4 pm Ortszeit  Geburtstag haben, zumindest in good old Germany. Ich und meine Berechnungen. Bis 4 pm würden wir im Motel eingecheckt sein und dann könnte ich endlich unser Geschenke bzw. die Geschenke los werden.
 
Weil ich nicht auf herkömmlichen Weg nach Las Vegas fahren wollte, also die I15, fuhren wir über die 67 vorbei am Valley of Fire State Park, den wir rechts liegen ließen und entlang der Northshore Road. Der Weg zog sich, aber wir hatten ja noch genügend Zeit. Das Navi zeigte an, wir würden kurz vor 4 am Motel in Henderson ankommen. Ja, in Henderson. Ich hatte keine Lust am Strip in Las Vegas zu übernachten, außerdem war es mir dort auch zu teuer. Wenn man auch an einem Freitag in Las Vegas sein will, ist man selbst schuld.
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Um kurz vor drei ließ mein angehendes Geburtstagskind etwas den Kopf hängen. Hey, was ist denn los? Er meinte, in nur 5 Minuten hätte er in Deutschland Geburtstag und wir waren noch auf dieser blöden Straße unterwegs. Ich war etwas verwirrt, warum hat er jetzt schon um drei Uhr Geburtstag? Na, weil meine Berechnungen einfach falsch waren. Der Zeitunterschied betrug keine 8 Stunden mehr, sondern mittlerweile 9 Stunden und deswegen war eben um 3 pm in Deutschland Mitternacht. Verdammt, verdammt, verdammt.
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So richtig geknickt war er aber auch nicht. Hoffe ich doch. Und wenn, dann war dies spätestens bei der Geschenkübergabe vergessen. Natürlich bekam er nicht nur ein tolles Geschenk, sondern auch von seinen Geschwistern wurde er reichlich beschenkt. Trotzdem würde ich jetzt einfach mal behaupten, ein NBA Spiel live und dann auch noch gleich morgen Abend sprengt dann doch jede Träumerei die er in diesem Zusammenhang jemals hatte. Normalerweise würde ich jetzt hier schreiben, hoffe ich zumindest, in diesem Fall weiß ich es aber definitiv. Ich gebe auch zu, auch der Rest der Truppe, mich eingeschlossen, freute sich riesig auf dieses Event.
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Aber das Event war ja erst morgen Abend. Heute Abend musste der 21. Geburtstag trotzdem noch gefeiert werden. Wir weilten ja immer noch in Las Vegas. Zur Feier des Tages lud ich meine Jungs ins Paris zum Buffet ein. Alles weitere erspare ich mir jetzt. Was in Vegas passiert bleibt in Vegas, wie man so schön sagt. Aber es passierte definitiv nichts schlimmes. Wir wollten ja morgen fit für den großen NBA-Tag sein.
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das Bild zeigt einen der ca. 599 Teller, den meine Jungs verspeisten.

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