top of page
04.03.2018 - DAY 9
Gerne würde ich jetzt schreiben, ein wunderschöner Tag stand uns bevor. Allerdings hatte der Wettergott heute etwas zum Überlegen zurückgelassen.
Warum das jetzt?
Ich versuche es zu erklären. Bereits seit einigen Tagen hat meine Wetterapp für den heutigen Tag gemischtes Wetter vorhergesagt. Nachdem wir bisher auf der Sonnenseite des Lebens standen, waren das keine gute Nachrichten. Genau heute hatte ich eigentlich die Königsetappe des Urlaubs vorgesehen. Wir wollten zum Druid Arch wandern. Ich war mit meiner Frau schon am Druid, ebenso mit meiner Tochter. Jetzt wollte ich das auch mit meinen Jungs erleben. Der Druid Arch ist einer der schönsten Arches, die man zu Fuß erwandern kann bzw. muss. Bereits der Weg im Canyonlands Nationalpark hat eine ganz eigene Faszination und ist Bestandteil des Gesamterlebnisses. Die Gesamtlänge der Wanderung von 18 km macht es dann auch noch zu einer richtigen Herausforderung, also genau das, was meine Jungs brauchten.
​
Jetzt war aber das Wetter sagen wir einmal, durchwachsen. Dunkle Wolken waren aufgezogen über dem Land wo die Schoschonen schön wohnen. (Den Satz muss ich einfach in jedem Reisebericht mindestens einmal unterbringen) Über Moab standen also dunkle Wolken. Jedoch südlich von Moab schien der Himmel aufzureißen und wieder etwas Sonne scheinen zu lassen. Da der Druid Arch südlich von Moab liegt ein gutes Zeichen. Wir packten unsere Sachen und gingen das Abenteuer Druid Arch in Angriff.
​
Allerdings beendete Schneegestöber, als wir den Visitor Center im Canyonlands erreichten, unsere Pläne. Die Ranger im Visitor Center fragten uns noch, was wir denn heute geplant hätten. Auf meine Antwort, wir würden gerne zum Druid Arch laufen meinten sie nur: „Maybe not today“. Sie rieten uns davon ab. Was natürlich auch vollkommen vernünftig war.
Ich musste aber jetzt ein Alternativprogramm aus dem Ärmel schütteln und das bei widrigen Wetterbedingungen. Die nächste Nacht in Blanding war bereits gebucht und die übernächste im Monument Valley ebenso. Blöderweise konnte die Nacht in Goulding´s Lodge auch nicht mehr gecancelt werden. Dies hätte bis gestern Abend passiert sein müssen. Wir hatten also einen Tag den wir mit Programm füttern mussten. Also machte ich das, was man halt so macht, man improvisiert.
​
Auch an einem Schlechtwettertag kann man zum House on Fire laufen oder die Natural Bridges besuchen. Eventuell wäre auch der Muley Point noch eine Überlegung wert und am Abend könnten wir am Gooseneck State Park noch grillen. Das war ab diesem Zeitpunkt der Plan für heute.
​
Beim House on Fire waren wir dann auch nicht alleine. Kurz vor dem Ziel liefen wir auf zwei ältere Amerikaner auf, die uns nach dem Ziel fragten. Ich konnte glänzen und ihnen verkünden, um die nächste Ecke am selbigen zu sein. Zu mehr Gespräch kam es dann zwischen uns und den beiden nicht. Ganz untypische Amerikaner, sie hatten überhaupt kein Mitteilungsbedürfnis.
​
auch mit Schnee imposant, wenn auch nicht ganz so feurig
Wir fuhren dann auch noch den Loop im Natural Bridges National Monument. Meine Söhne hatten auch noch Lust sich den Bridges etwas zu nähern und liefen zur Owachomo Bridge. Ich kniff mir die Anstrengung und schaute ihnen von oben gönnerhaft zu. Tja, die Jugend braucht halt ihren Auslauf. Ihr wisst ja, mein Husten war ja immer noch vorhanden. Ich musste vorsichtig bleiben.
Vielleicht war ich auch nur zu faul.
Den Muley Point besuchten wir dann aber nicht. Keine Ahnung warum, wir hatten inzwischen etwas Hunger bekommen und wollten die Picknickmöglichkeit am Gooseneck nutzen. Blöderweise ging hier richtig Wind. Man konnte ihn fast Sturm nennen. Eigentlich an Grillen überhaupt nicht zu denken. Wir versuchten es trotzdem. So richtig funktionierte es dann auch nicht. Die Kohle wurde zwar heiß, war aber zu wenig und die Steaks wurden nur unzureichend durchgegrillt. Man könnte auch sagen, das Grillen war ein echter Reinfall. Blöd!
ich frage mich gerade aus welcher Position wir dieses Foto geschossen haben. Im Hinter-
grund erkennt man auf jeden Fall den "Indianer auf dem Stuhl", eine Steinformation im Monument Valley
die Flusschleife(n) des San Juan River, weswegen der Gooseneck S.P. eben so heißt
Wir fuhren zurück nach Blanding. Mittlerweile meldete sich auch meine Tankuhr und wollte mir mitteilen, den Tank doch etwas zu füttern. Passiert mir sonst eigentlich nie. Normalerweise tanke ich rechtzeitig, war mir heute aber durchgegangen. Der Computer des Chevy meldete aber noch genügend Restkilometer bis zum Stillstand. Ich hatte keine Ahnung, wie genau man dem Chevy trauen konnte. Vor vielen Jahren war mir ähnliches mit einem Volvo passiert. Als ich damals losfuhr zeigte der Bordcomputer noch eine Restkilometerzahl von 90 an. Genügend um am Ziel anzukommen und dort zu tanken. Der Volvo blieb aber mitten im Wald stehen und das idiotischste daran war auch noch direkt in einem Gebiet unzureichender Handy-Empfangsmöglichkeiten. Ok, das war im Jahr 2000. Weil das Ganze auch noch eine Nebenstraße war, konnte ich auch niemand anhalten und es hieß „I´m walking“. Ihr kennt vielleicht noch die Aral-Werbung. So fühlte ich mich.
​
Der Vorteil des Jahres 2000 war aber, es gab auch noch im kleinsten Kaff eine Telefonzelle und ich war nach einem Anruf wieder im Geschäft. Das Szenario wollte ich hier nicht erleben. Ein klein wenig Spannung blieb also im Auto bestehen. Der Chevycomputer war aber zuverlässig und wir kamen inklusive Sprit im Tank in Blanding an.
​
Wir hatten ein Zimmer mit 3 Betten im Four Corners Inn gebucht. In Blanding hatten wir schon öfter das Super 8 gebucht. Wir wollten aber mal was neues ausprobieren und ein unabhängiges Motel unterstützen. Auf booking.com wird das Four Corners Inn mit einer Bewertung von 7.6 geführt. Das Super 8 mit 7.8. Die beiden geben sich also nichts.
​
Das Zimmer war dann auch vollkommen in Ordnung. Der ganze Müll unter dem Treppenaufgang in den 2. Stock war vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Anscheinend hatte man diverse Zimmer frisch renoviert und den Müll noch nicht entsorgt, sondern unter der Treppe deponiert. War jetzt nicht so schlimm, sah aber ehrlicherweise nicht sehr einladend aus. Allerdings erhielten wir für 65$ drei Betten in zwei Zimmer. Mehr kann man nicht verlangen.
​
Heute Abend schauten wir uns live die Oscarverleihung an. Kaum zu glauben, wie viel Werbung man an einer solchen Veranstaltung schalten kann. Ikarus erhielt den Oscar für den besten Dokumentarfilm und handelt über Doping im Radsport und im Sport im Allgemeinen. Der Film kann auf Netflix angesehen werden und das machte ich dann auch gleich noch an diesem Abend. Es interessierte mich einfach.
Nach dem Ansehen des Films bin ich mir im Klaren darüber, im Spitzensport ist Doping allgegenwärtig. Ganz vorne mitzufahren, mitzuspielen oder mitzumischen ist ohne Doping nicht möglich. Das gilt nicht nur für das Rad fahren, sondern für alle Sportarten. So deutlich wurde dies noch nie gezeigt wie in diesem Film. Irgendwie schockierend. Trotzdem werde ich auch dieses Jahr wieder im Juli die Tour de France verfolgen und fasziniert zuschauen, wie sich die Fahrer über die Berge quälen. So ist halt die Konsumgesellschaft.
Ach wer übrigens noch glaubt, im Fußball wäre Doping sinnlos und würde deswegen nicht praktiziert werden: Träumt weiter!
​
bottom of page