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27.03.2016 - die Grenze

Ostersonntag!

Happy Easter to everyone. Frohe Ostern. Ich hoffe ihr habt alle eure Eier gefunden. Bei uns gab es leider heute nichts zu suchen. Wo hätten wir auch suchen sollen? Hier mitten in Tucson werde ich mich hüten auf einem Parkplatz herum zu laufen und irgendetwas zu verstecken, was danach gesucht werden sollte. Außerdem ist mein Mädchen 16 Jahre alt. War also eh keine Option.

 

Wenn ich sie vielleicht gefragt hätte, sie hätte für mich Eier versteckt. Ostern ohne Eiersuche. Da fehlt mir direkt was.

 

Bevor ich zum Tag komme gibt es ein paar Gedanken, die mir heute unterwegs eingefallen sind und die ich einfach zu Papier bzw. ins Internet bringen will.

 

1) Warum sind die Entfernungsangaben auf dem Weg von Tucson in Richtung Nogales in Kilometer und nicht in Meilen? Es stehen auch nicht beide Angaben auf den Schildern. Nein! Es steht nur die Kilometerangabe dort. Spontan fällt mir keine Erklärung ein. Vielleicht weiß ja jemand Bescheid und könnte mich erleuchten. Kurzes Email genügt. Ich würde mich echt freuen.

 

2) Die Grenze zwischen den USA und Mexiko ist wirklich gut gesichert. Das wird ja wohl keiner leugnen. Komischerweise gibt es aber trotzdem ein Immigrationsproblem in den USA. Wenn diese Grenze schon so durchlässig ist, wie wollen da die Europäer ihre Grenzen sichern. Ist ja völlig absurd. Niemand kann eine Grenze so sichern, dass nichts und niemand durchkommt. Sollte man als Politiker wissen und nicht so tun als ob dies möglich wäre. Aber im Moment wird sowohl hier als auch in Europa unheimlich viel geheuchelt.

 

3) Tombstone ist eine riesige Touristtrap und die Besucher wissen dies natürlich wie wir auch. Trotzdem funktioniert diese Geschichte hier. V.a. Familien sind heute unterwegs. Erinnert mich ein wenig an Schloss Neuschwanstein. Jeder weiß er wird beschissen, aber trotzdem gefällt es einem.

 

Die Jungs in der Mitte bauen gerade einen Galgen ab. Dort konnte man sein Kind mit einem Strick um den Hals fotografieren lassen und dies wurde auch rege genutzt. Naja, andere Länder andere Sitten.

 

Aber zu unserem heutigen Tag. Der erste Besichtigungspunkt war heute Tumacacori National Historical Park, ca. 45 Meilen südlich von Tucson. Eine von vielen Mission hier in der Gegend, die zuerst von Jesuiten gegründet worden ist. Als die Jesuiten dann bei ihrem König zuhause in Spanien in Ungnade gefallen waren, wurden sie abgezogen. Schon damals waren die Mächtigen irretiert, wenn es Menschen gab die eventuell etwas intelligenter waren.

Ein paar Jahre später kamen die Franziskaner. Aber auch die hielten nicht sehr lange aus. Allerdings waren dafür dann die Apachen verantwortlichl. Überhaupt konnte man im angeschlossenen Museum nachlesen, von wegen der edle Häuptling der Apachen. Die Apachen kamen aus Kanada und zogen mordend durch die Gegend. Auch hier haben sie die Bewohner der Mission immer wieder angegriffen und schlussendlich dafür gesorgt, dass die Mission aufgegeben werden musste.

 

War nicht mal Winnetou mein Held? Ja, war er. Aber das muss ich mir nochmal überlegen. Wobei den gab es ja nicht wirklich. Er kann also mein Held bleiben. Karl May hatte ja diesen Landstrich nie betreten und konnte deshalb auch nicht wissen, welche Strolche die Apachen waren. Ich sag ja immer: "Reisen bildet".

 

Jetzt aber zu den Bildern der Mission:

einmal die Mission wie sie heute aussieht und einmal wie sie aussah, als sie noch in Betrieb war.

Man bekommt einen Self-guided Tourführer in die Hand gedrückt und läuft über das Areal. Gerne hätten wir uns heute auch noch die Mission San Xavier Del Bac angesehen. Die wunderschöne Kirche kann man schon von der Interstate aus erkennen. Allerdings waren dort heute Morgen natürlich Osterfeiern und wir wollten nicht in eine solche Feier hineinplatzen. Für eine Besichtigung dort ist wohl der Ostersonntag, v.a. am Vormittag ein geeignet schlechter Zeitpunkt.

 

Nach dem Besuch der Mission fuhren wir dann über Nogales nach Tombstone. Dort gab es dann unser Osteressen im Longhorn Restaurant. Wir liefen danach noch etwas die Mainstreet auf und ab. Hatten durchaus auch vor in den hiesigen Läden etwas zu ersteigern, aber es kam uns nichts vor die Flinte und so ließen wir es sein. Schade, das hätte das Touristtrap-Erlebnis so richtig authentisch gemacht. Ein T-shirt für 40$ zu erstehen, welches zu Hause locker für 15€ den Besitzer wechselt.

 

Nach Tombstone sind wir dann zuerst noch in Richtung Süden und dann nach Osten abbiegend in Richtung Fort Bowie gefahren. Hier wird es dann so richtig menschenleer. Hier ist die Einsamkeit zu Hause.

Hier kann man es verstehen, wenn man sich ein Haustier hält. Diesem Exemplar auf dem Pickup hätte ich auch nicht bei Nacht begegnen wollen.

Man fährt durch so "Städte" wie z.B. Elfrieda. Hier ist die Zeit stehen geblieben und das ist durchaus nicht positiv zu begreifen. Es gibt mehr verfallene Häuser als bewohnbare und auch diese sind nach unseren Maßstäben eher ebenfalls nicht bewohnbar. Eine Gegend in die man wohl hineingeboren worden sein muss, um es hier toll zu finden. Wobei die Umgebung durchaus ihre Reize hat, aber ohne Infrastruktur wird wohl der große Touristenstrom ausbleiben.

 

Wenn man wieder weiter nach Norden kommt, muss man durch eine zusätzliche Grenzkontrolle hindurch. Die Amerikaner haben also nicht nur eine Grenzmauer gebaut, sondern auch ein paar Meilen im Landesinneren noch Kontrollen aufgestellt. Der junge Grenzer schaute kurz in unser Fahrzeug und meinte dabei nur: "Just the two of you?". Kurzes Kopfnicken meinerseits und weiter ging es. Über Sinn oder Unsinn dieses Vorgangs kann man gerne streiten.

 

Wir nahmen dann noch die Abkürzung über die Gravel Road zum Fort Bowie. Wobei wir schon wieder recht spät dran waren und so die 1.5 Meilen Wanderung zum Fort nicht mehr starten wollten. Statt dessen liefen wir die paar Meter zum Overlook und schauten uns die Überreste aus der Ferne an.

Von hier war es dann noch eine gute Stunde bis zu unserem Motel in Lordsburg. Kurzer Sprung noch in den Hotelpool und der Tag ging zu Ende. Da wir jetzt wieder in New Mexico und damit in der gleichen Zeitzone wie Colorado und Utah sind, haben wir wieder eine Stunde verloren. Diese Stunde hatten wir auf unserem Weg vom Monument Valley zum Grand Canyon gewonnen. Aber wie gewonnen so zeronnen.

 

Ich mache jetzt hiermit Schluß und werde meiner Tochter ins Land der Träume folgen. Bis morgen dann...

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