alljogi
Geschichten eines Reisenden
Bryce Canyon
Wir wachten heute Morgen am Bryce Canyon auf. Kunststück, waren wir ja auch gestern Abend am Bryce zu Bett gegangen. Aus Tradition und weil es einfach die schönste Wanderung generell ist und wir sowieso nichts bessers vor hatten, liefen wir den Peekaboo-Trail. Kurz gesagt, ein Traum.
10 km auf teils schneebedeckten, teils matschigen Böden. Unsere Hiking-sticks (klingt cooler wie Wanderstöcke) waren goldwert. Ist vergleichbar zum Unterschied zwischen Allrad und Frontantrieb auf schneebedeckter Fahrbahn. Es geht auch mit Frontantrieb, aber mit Allrad geht es halt weiter.
Diese Wanderung war eine Family-Gedächtniswanderung. Schon im Jahre 2004 waren wir hier zu 5. unterwegs gewesen. Unsere Kleinste war damals noch keine 5 Jahre alt, aber sie hielt sich tapfer. Wir hatten an fast jeder Ecke des Weges Deja-vu-Erlebnisse. Wir genossen die Sonne auch wenn am Morgen die Kälte uns noch böse zusetzte.
Später übernahm dann die Sonne die Oberhand, aber die schattigen Stellen der Wanderung blieben eben schattig und kalt. Der Schnee auf dem Weg war dagegen weniger ein Problem, denn er war schön griffig und wie geschrieben, die Hiking-sticks erledigten den Rest der Arbeit.
Was für eine Traumlandschaft. Man möchte den Fotoapparat gar nicht mehr aus der Hand nehmen, aber ich habe mich zusammengerissen. Normalerweise gibt es hier für mich kein Halten mehr. Es wird wild darauf los geknipselt. Heute aber machte ich v.a. Mental Pictures, also Bilder für meinen Geist. Auch deshalb kommen wir immer wieder hierher. Der Bryce Canyon ist und bleibt unser Lieblings-Nationalpark in den USA. Seit 1994 besuchen wir ihn jetzt regelmäßig. Wer bei diesen Bildern noch fragt warum man hierher kommt, obwohl man doch schon so oft da war, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.
Auf dem Peekaboo-Trail selber begegneten uns nur wenige Menschen. Im Gegensatz dazu war am Sunset-Point schon wieder Hochbetrieb. Die meisten liefen jedoch nur den Navajo-Trail ein Stück nach unten, drehten dann aber recht schnell wieder herum. Schnee, Matsch und Designer-Turnschuhe vertragen sich nur mittelmäßig.
Eigentlich hatten wir ja geplant vom Bryce aus die Cottonwood-Canyon-Road in Richtung Page zu nehmen. Wir haben uns dann aber anders entschieden und fuhren über Kanab. An der Mount Carmel Kreuzung tankten wir unseren Tahoe wieder voll und auch wir bekamen etwas sehr leckeres. In der Tankstelle konnten man einen Vanilla-Cappucino käuflich erwerben. Einer der Gründe diesen kleinen Umweg zu nehmen. Ein Umweg der natürlich nur in Kilometer zu messen ist. Zeitlich verliert man gegenüber der Cottonwood nichts, wenn man diesen Weg nimmt.
Kurze Gedanken noch zum 45. Präsident der USA. Den Namen nehme ich nicht mehr in den Mund. Ich kann nicht an mich halten, ich muss es einfach schreiben. Eigentlich wollte ich ihm ja eine Chance geben. Seine Arbeit und sein Verhalten als Präsident kann man ja nicht vorhersehen. Seit heute bin ich ziemlich geschockt was diesen Präsidenten angeht. Im Fernsehen kam live eine Art Wahlkampfveranstaltung vom 45. Präsident aus Nashville, Tennessee. Ich hörte genau 5 min. zu, dann war es vorbei mit meiner Geduld. Hat der Junge nicht gemerkt, dass er die Wahl gewonnen hat und das er nicht mehr auf Hillary Clinton herumhacken muss? Scheinbar nicht, zumindest ließ sich das aus seiner Rede heraushören. Heute wurde auch sein zweites Einreisedekret von einem Richter, dieses Mal aus Hawaii blockiert. Er war darüber sehr empört und wie man den Gesten seiner Zuhörer entnehmen durfte, wären sie dafür alle Richter der USA kurzerhand abzusetzen. Eine surreale Veranstaltung. Ich kann mein Entsetzen kaum in Worte fassen.
Ach ja, noch ein Wort zu unserem Zimmer hier im Best Western Powell Inn in Page. Wir haben ein Zimmer zu zweit bezogen, indem auch eine 5-köpfige Familie leben könnte. Aber seht selber. Das ganze für schnuckelige 54 $ + Tax. Manchmal muss man halt auch Glück haben.